MIGROS erhält den grössten Salzbatteriespeicher schweizweit

„Nun sind wir bereit für Grosses“, so Max Ursin, Geschäftsführer von innovenergy und federführender Kopf des Projektes. In einer Zusammenarbeit von sechs verschiedenen Firmen aus drei Ländern steht im Keller der MIGROS Schlieren/ZH nun ein 540 kWh-Salzbatteriespeicher. Ökologie und Nachhaltigkeit waren die entscheidenden Kriterien für diese Kochsalz-Nickel-Technologie. Sinn des Grossprojektes: Energiekosten sparen durch Eigenverbrauchsoptimierung und Peak Shaving.

Alles beginnt im Mai 2020 mit einer Offerte von innovenergy und einem Zuschlag des Projektes von Seiten der MIGROS Ende Juli 2020. Im September 2020 beginnt die Planung. Gegeben ist eine grosse Photovoltaik-Anlage mit 806 kWp, die zwei Jahre zuvor von der Firma Alex Gemperle auf dem Dach der MIGROS-Filiale installiert wurde. Energiedaten von zwei Jahren liegen also als Berechnungsgrundlage vor.

Worauf kommt es an?

Trotz des hohen Energieverbrauchs des Supermarktes produziert die PV-Anlage grosse Mengen Überschuss, die bisher zu wenig attraktiven Konditionen ins Netz gespeist wurde. Das soll sich in Zukunft besser rechnen. Doch das geht nur über eine intensivere Nutzung des selbstproduzierten Stroms. Um diese eigene Energie nicht gleich abgeben zu müssen, ist eine Zwischenspeicherung durch eine Batterie nötig. Die Herausforderung besteht darin, ein intelligentes System zu kreieren, das bei einem bestimmten Energiebedarf die Leistung von der Batterie und nicht zusätzlich aus dem Netz holt. Dieses sogenannte Peak Shaving versucht Verbrauchsspitzen sinnvoll und kosteneffizient auszugleichen.

Entscheidungskriterien

MIGROS, als verbraucherorientierte Genossenschaft, ist in seinem gesamten Firmenkonzept sehr um Ökologie und Nachhaltigkeit bemüht. Wo möglich, versucht sie es konsequent umzusetzen. Die einzige nachhaltige Alternative zu den üblichen Lithium-Ionen-Batteriespeichern, die eine solche Peak-Shaving-Leistung auch erbringen kann, sind die Salzschmelze-Batterien des Herstellers FZSoNick in Stabio/TI. Als Systembauer für Salzbatteriespeichersysteme ist innovenergy aus Meiringen/BE der alleinige Vertragspartner dieser Salztechnologie.

Auch die Themen Wertschöpfung Schweiz und Sicherheit für die Kundschaft sind wichtige Aspekte. Denn diese Salz-Nickel-Technologie kommt gänzlich ohne giftige Inhaltsstoffe oder ökologischen Raubbau aus. Und es funktioniert auch ohne Asien und Übersee – ganz schweizerisch und im nahen europäischen Umfeld. Salzbatterien sind zudem absolut sicher, können weder brennen noch explodieren. So können Kunden völlig gefahrlos in einem ökologisch energieoptimierten Supermarkt einkaufen.

Umsetzung und Montage

Ab Dezember 2020 geht es in die heisse Phase über. Die Planung steht, alle Bestellungen sind raus und die Lieferungen treffen ein. Die Gestelle und Schränke werden von der Firma Helion, eine Geschäftseinheit von Bouygues Energies & Services Schweiz, im Technikraum der Supermarktfiliale montiert und die Batterien installiert.

Die italienische Firma Ciemme Cablagi übernimmt die Verkabelung und die DC-Verteilung des Grossspeichers. Verwendet wird ein Wechselrichter der Züricher Firma indrivetec. Dann geht der Wechselrichter nach Deutschland zur Programmierung des Energiemanagements zu SmartOne. Zum Schluss kommt alles wieder zurück und wird ebenfalls in die Gesamtanlage verbaut, vergleichbar mit der Hochzeit im Fahrzeugbau, wenn der Motor millimetergenau ins Chassis eingesetzt wird – der spannendste Moment in der Geburt eines Autos.

Inbetriebnahme und Testing

Jetzt geht die Speicheranlage aufs Testgelände, wird auf Herz und Nieren geprüft. Verschiedene Situationen werden simuliert, Programmierungen angepasst, Dokumentationen geschrieben. Die finale Übergabe an den Auftraggeber MIGROS erfolgt Mitte Februar. Dann sollte die Anlage wartungsfrei und optimal funktionieren.

Fazit und Zukunftsaussichten

Es geht auch ohne Lithium! Es geht auch alternativ, ökologisch und nachhaltig. Es geht mit regionalen und naheliegenden Wertschöpfungsketten. Es geht mit einem Standard höchster Sicherheit. Es geht mit einer bewährten und dennoch neuen Technologie. Es geht mit einfachem Kochsalz. Und das nicht nur mit grossen Projekten. innovenergy hat auch dem Hausbesitzer mit dem kleinen salidomo© von 7 bis 36 kWh etwas anzubieten. Ebenso Produkte im mittleren Kapazitätsbereich wie den salimax© von 44 bis 264 kWh. Oder den salitrust©, einer lohnenden Offline-USV-Anlage für die Industrie. Die steigende Nachfrage zeigt, dass das Konzept der Ökologie und Nachhaltigkeit wachsende Aufmerksamkeit geniesst, den Zeitgeist trifft und bei engagierten Unternehmen und Privatpersonen ein wichtiges Auswahlkriterium ist.

Neue Grossprojekte haben sich bereits angekündigt. So eines mit dem Vertragspartner Helion. Ein dreifach grösserer Salzbatteriespeicher von 1.5 MWh ist in der Projektierung. Beide Firmen erhoffen sich einen baldigen Durchbruch im gewerblichen und industriellen Bereich, der allen mehr Nachhaltigkeit und Sicherheit garantiert.

Technische Daten

PV-Leistung: 730 kWp
Speicherkapazität: 540 kWh (24 Hochvolt-Batterien à 22 kWh, 620 V – FZSoNick ST523)
Wechselrichterleistung: 220 kVA (indrivetec FC 320)

(SvN) (Bildquellen: MigrosMagazin)